Rund England

Echt jetzt? Einmal um die Insel der Waliser, Engländer und Schotten? Solo? Na klar … vor zehn Jahren. Jetzt nicht mehr. Leider. Ich habe im Rahmen meiner körperlichen, geistigen, mentalen, gesundheitlichen und finanziellen Möglichkeiten seglerisch erreicht, was zu erreichen war. Nur rund England – was geografisch inkorrekt ist, weil man England allein nicht per Segelboot umrunden kann, man wird schon Wales und Teile von Schottland mitnehmen müssen – rund England also wird ein Traum bleiben, das traue ich mir nicht mehr zu. Konkret wäre es bei mir ein Törn rüber zur Ostküste geworden (wie Ole und ich ihn schon 2019 gemacht hatten), dann hoch zum Caledonian Canal, durch selbigen zur Westküste und wieder runter und an der Südküste längs nach Hause. Oder andersrum, mit dem Uhrzeiger.

Rainer mit seiner Canata auf der Nordsee

Wie komme ich da jetzt drauf? Habe ich nach 5 Tagen an Bord bei Sturm und Regen im Heimathafen ne Depri-Phase? Werde ich altersgerecht sinil, lebe im Konjunktiv und denke zu viel über verpasste Gelegenheiten nach? Antwort: NEIN! Es ist nur so, dass Rainer, ein Freund aus engeren Seglerkreisen, gerade eben solo an der Ostküste Englands herumdüst und mich natürlich an rund England erinnert. Das Foto von ihm habe ich aus seinem BLOG geklaut. Mit Erlaubnis, ist klar. Übrigens sehr lesens- und daher empfehlenswert. Rainers Plan: eine Umrundung der Nordsee. Lest selbst, es lohnt sich. Jedenfalls nehme ich die Gelegenheit wahr, mit frohem Herzen mal von einem Törn zu erzählen, den ich NICHT gemacht habe, und das geht auch völlig in Ordnung.

Gemacht habe ich aber ganz real einige Arbeiten an Rüm Hart. An den vergangenen Tagen wäre eh nix anderes möglich und sinnvoll gewesen (Stichwort: Schweißwetter!). Jedenfalls habe ich es endlich geschafft, die Verlattung an der Außenwand meiner Koje loszunehmen. Der Verdacht war – wie er entstand weiß ich gar nicht mehr -, dass sich dahinter Schimmel gebildet haben könnte. Das war allerdings völlig unbegründet. Das einzige, was ich vorfand, war normaler Staub und Dreck, beides fix mit dem Staubsauger und feuchtem Tuch entfernbar. Diese Aktion werde ich in Kürze noch in Sigrids Bugkabine wiederholen. Bei wesentlich mehr Raumhöhe und also weniger Risiko, sich die Schädeldecke zu verbeulen.

Meine persönliche „Heldentat“ musste am letzten Freitag abgeliefert werden. Seit ca. 3 Jahren laufen meine Rollanlagen für die beiden Vorsegel recht schwer. Tendenz: zunehmend schwerer. An meiner besorgten Pflege kann’s nicht liegen, die erledige ich vorschriftsgemäß jährlich und pünktlich. Aber da ich mein Rigg ziemlich stramm fahre, kann ich einen Schaden an den Lagern nicht ausschließen, was großer Mist wäre. Nun gibt es ganz in der Nähe einen Profi-Rigger, die Firma de Groot in Stavoren. Mit denen habe ich im Hafen schräg gegenüber einen Termin. Selbstverständlich steht ihr mobiler Mastenkran in der hintersten und engsten Hafenecke, natürlich muss ich da bei sehr herzigem Seitenwind von deutlich über 20 Knoten (5 bis 6 Beaufort) reinzirkeln. Aber Rüm Hart und ich kriegen’s ohne Feindberührungen und Schäden hin. Wir beide können’s noch – darf man ja auch mal sagen.

Die Vorsegel werden aufgerollt abgeschlagen, ein Entrollen wäre bei dem Wind materialmordend

Die Jungs von de Groot nehmen meine beiden Vorsegel-Anlagen auseinander, fahren damit zur heimischen Werkstatt und prüfen und reinigen alles gründlich. Ergebnis: Du hast die Wartung zu ernst genommen und vor allem zu viel Fett reingepresst. Lass das Fett weg und nehme in Zukunft nur noch Öl … so der freundliche Mechaniker. Ein Muster des von ihm empfohlenen Öls wird er mir in Kürze noch reinreichen. Zur Demonstration reinigen wir gemeinsam einen der beiden Topwirbel unter großzügiger Anwendung von WD40. Sehr erstaunlich und anschaulich, was da für ein Dreck herausläuft.

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