Probefahrt

Neue Segel müssen natürlich auch gleich mal getestet werden. Es ist Anfang Mai und früh am Morgen als Sigrid und ich zum ersten Törn der frischen Saison aufbrechen. Nach Enkhuizen soll’s gehen, also „Autobahnsegeln“. Stavoren – Enkhuizen ist, glaube ich, die am meisten befahrene Strecke auf dem IJsselmeer. Aber Enk ist halt schön und attraktiv. Am liebsten liegen wir mittlerweile im Buitenhaven, unter uns im Bordjargon schlicht Gemeindehafen genannt. Aber nur wenn wir am Kopfende des großen Hafenbeckens eine Box ergattern. Was dieses Mal kein Problem ist, gut die Hälfte der Boxen sind frei. Der frühe Vogel … kriegt ne Box.

Fischbrötchen vom Kiosk am Bahnhof in Enkhuizen – da strahlt die Bordfrau

Wir bleiben sogar für 2 Nächte, weil es am nächsten Tag das schönste Mistwetter gibt. In den Regenpausen trauen wir uns aus dem kuscheligen Salon und gehen einkaufen. Der neue Ausrüster am Compagnieshaven – das alte Gebäude war im vergangenen Jahr komplett abgebrannt – ist gut sortiert, und ich gönne Rüm Hart eine neue Großschottalje samt Schot natürlich (die alte hatte 13 Jahre auf dem Buckel und befindet sich nun für einen Freundschaftspreis in neuen Händen). Und mir ein neues Gill Sonnenkäppi. Es soll nicht lange meins bleiben … (Spannungsbogen zum nächsten Beitrag 😀).

Dann geht es mit Leichtwind aus Süd wieder zurück gen Norden. Zunächst Richtung Vogelinsel de Kreupel, dann biegen wir ab mit leichtem am-Wind-Kurs auf Stavoren. Die neuen Segel machen sich deutlich bemerkbar, vor allem jetzt, bei wenig Wind und ruhiger See. Zur Beurteilung der Segelleistung schaue ich immer auf das Verhältnis von Wind- (wahrer Wind) und Bootsgeschwindigkeit. Wir erreichen Werte von bis zu 70 %, kurzzeitig auch 75. Heißt: bei 7 Knoten wahrem wind speed liegen gut 5 Knoten boat speed an. Ein Wert, der mit den alten Segeln bei weitem nicht mehr zu machen war. Bin gespannt, wie sich das alles bei mehr Wind und Welle und auf anderen Kursen zeigen wird.

Das Schleusen klappt auch noch. Wir dürfen in die alte Schleuse von Stavoren, was uns mit Abstand am liebsten ist. Zwei Tage vorher mussten wir in die neue, die zwar schick aussieht, aber mit den niedrigen Stegen, den nach meinem Geschmack zu wenigen Klampen und vor allem mit dem blöden Knick in der Schleusenkammer absolut nicht unser Favorit ist.

Wieder im Heimathafen in Warns mache ich die alljährliche Tankkontrolle, bevor ich für die Saison volltanke. Auch dieses Mal finden sich schwarze Flocken und leichte, braune Schlieren im Tank. Sehr wenige, und das Schauglas im Dieselvorfilter ist auch komplett sauber, aber ich sauge sie dennoch mit meiner kleinen Stabpumpe ab und entsorge das Ganze fachgerecht. Ich bin mir auch gar nicht sicher, was ich da genau absauge, ob es sich tatsächlich um eine Vorstufe von Bioschlamm handelt oder um normalen Dreck, der sich beim Tanken reingeschlichen hat. Jedenfalls ist das ein Verfahren, das mich beruhigt in die Saison starten lässt. Ich tanke übrigens seit Jahren GTL und füge dennoch oft einen Schuss Grotamar als Vorsorge gegen Dieselschlamm hinzu. Ich weiß, Gürtel und Hosenträger, hat sich aber aber als Vermittler eines guten Gefühls bewährt. Das kleine Foto links (anklicken zum Vergrößern) zeigt einen Blick durch das Inspektionsluk in den Tank mit einem Restinhalt von ca. 10 Ltr. GTL.

Mit diesem Blick aus dem Cockpit in die abendliche Hafenszene von Enkhuizen schließe ich für heute. Halt! Eins noch: es lohnt sich, mal wieder einen Blick in die „Ideen“ im Hauptmenü oben zu werfen. Es gibt dort in loser Reihenfolge immer mal wieder was Neues. Jüngst zum Beispiel etwas aus dem Bereich der Takel- und Tauwerksarbeiten. Bitteschön, HIER geht’s lang.

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