ich schon wieder …

… aber nur weil es Aktuelles gibt. Ich wähne mich in Schweden . Zumindest sagen meine Papier- und elektronischen Karten, dass ich wieder in meinem eigentlichen Gastgeberland angekommen bin und damit der Ausflug zu den Finnen und Åländern endgültig vorbei ist. Seit heute Morgen um genau zu sein. Um halb vier fällt der Anker in einer Bucht an der Westseite der Insel Idö (oder auch Idöfladen), einer kleinen Insel am Nordausgang der Stockholmer Schären (ein zweites Idö gibt’s n-lich des Kalmarsunds).

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Über einen Nachttörn denke ich schon seit einiger Zeit nach, und für die Rückreise nach Schweden seit Samstag in Mariehamn konkret. Laut den Wetterpropheten sollte es bis einschließlich Sonntag noch gehörig wehen, in der Nacht zum Montag (heute) dagegen ziemlich nachlassen. Und Montag wäre dann fast Flaute. Also ergibt sich ein gutes Wetter- und Windfenster just zu nachtschlafender Zeit von gestern auf heute. Außerdem wollte ich mir die Nächte um den 60. Breitengrad herum durchaus auch mal von See aus anschauen. Und eine Nachtfahrt unterstreicht natürlich mein Heldendasein …

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Ablegen um 20 Uhr (Ortszeit) in Mariehamn, Osthafen. Noch ist es hell, wenn auch nicht sooo wie schon an anderen Abenden. Grund: eine dicke Wolkendecke nähert sich mit dem Wind von Nord. Die macht mir ein bisschen Sorgen, ich hätte mir durchaus eine helle Nacht gewünscht. Das wird aber nichts – für hiesige Verhältnisse. Um kurz vor 23 Uhr beobachte ich die Sonne, die als kleine LED genau auf der Horizontlinie ruht. Drei Minuten später ist sie weg und hinterlässt nur noch Lichtspuren. Die allerdings werden sich die ganze Nacht halten, schwächer werdend, aber immer vorhanden.

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Aber die Wolkenwand! Sie schiebt sich von Nordosten immer weiter über das Himmelszelt, wie ein halbgeschlossenes Augenlid das Licht wegnimmt. Schade, ich hatte auf eine kurze, helle Nacht und einen tollen Sonnenaufgang hinter mir gehofft. Okay, man kann nicht alles haben. Ich bin froh, dass der Wind passt. Für die Segler: Wind aus N mit so ca. 9 bis 13 Knoten (4 Bft), mein Kurs: 245°, speed over ground: ständig zwischen 6 bis 6,5 Knoten, kurz steht auch mal die 7 vorne. Das alles mit moderater Krängung, einfach herrlich. Ich hab das Gefühl durch die Nacht zu fliegen. Die See ist ein bisschen rauh, ich schätze mal ca. 0,8 bis 1 m (schwer zu schätzen), aber – immer wieder eine wahre Freude – Rüm Hart geht da butterweich durch.

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Meine Geschwindigkeit wird zum Problem: ich werde viel zu früh da sein. Schließlich sind die Schweden ja sowieso eine Stunde zurück und dann noch die relativ dunkle Nacht. Zu wenig Licht, um durch die Schären zu kurven. Ich reffe und nehme speed weg. Erst das 1. Reff ins Groß, dann rolle ich auch noch die Genua ein und dümpele die letzten 10 Seemeilen mit dreieinhalb Knoten durch die schaukelige See. Trotzdem bin ich schneller als das Tageslicht (wollte ich immer schon mal sein). Ach komm, Augen auf und rein. Ich befestige mein iPad im Cockpit. Jetzt hab ich dort zwei Plotter. Den einen im großen, den anderen im Detail-Maßstab. Die Einfahrt kenne ich ein bisschen. Vor 17 Tagen habe ich sie als Ausfahrt genutzt. Segel weg, Maschine an und mit langsamen 4 Knoten geht’s vorsichtig rein. Kaum habe ich die ersten Steine, Felsen und Mikroinseln links und rechts sauber liegen gelassen wird es schlagartig heller. Als um 3:35 schwedischer Ortszeit der Anker auf 3,5 m Tiefe fällt ist es fast taghell.

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Und ich bin total aufgekratzt. Aufräumen, Segel einpacken, neue Gastlandflagge setzen, ein kleines Rest-Lachsschnittchen und dazu ein Glas Rotwein und ab in die Koje. Und da liege ich so wach vor mich hin. Aber irgendwann muss ich eingeschlafen sein. Sonst wäre ich ja nicht um 9 wieder wach geworden, oder?


Nachtrag
weil ich danach gefragt wurde: Die Bildschirme auf den Fotos sind in Wirklichkeit bei weitem nicht so hell eingestellt gewesen wie es auf den Fotos scheint. Das liegt am geringeren Kontrast-Verarbeitungsumfang einer Kamera im Vergleich zum menschlichen Auge.