Spiel- und Basteltrieb

Zweimal Neues auf Rüm Hart, als weiteres Ergebnis der im letzten Beitrag unvollständig abgehandelten Bastelwoche an Bord.

1. Ein Notstart-Taster für den Diesel.

Hintergrund: Rüm Hart hat einen Volvo Penta D1-30, und seit eingen Jahren hat diese Produktreihe eine Elektronikbox (MDI Box), die wohl so allerhand regelt und steuert und möglicherweise sogar positiv Einfluss nimmt auf das Verbrennungs- und Abgasverhalten des Motors. Die aber bekanntermaßen gern auch mal rumzickt und sogar ausfällt. Was im Ergebnis dazu führte, dass sich der Motor nicht starten ließe. Und nach Murphy passiert sowas ja genau dann, wenn durch dieses Versagen die größtmögliche kardio- und neurologische Stress-Springflut ausgelöst wird. Vor der Schleuse Stavoren beispielsweise, mit hundert anderen Booten um dich herum, 5 Beaufort aus Nord und einem eindrucksvollen Steinwall 20 Meter in Süd.

MDI-Box

Nun gibt es dankenswerterweise an der Unterseite dieses schwarzen Dingens zwei Kontakte, die, wenn man sie kurz überbrückt, sofort den Motor starten lassen – auch bei einer defekten MDI. Also habe ich mir von der Box zwei Kabel in den Salon gelegt und eben dort einen Notstart-Taster installiert. Klappt wunderbar, nur vorglühen kann man so nicht. Egal, jedenfalls habe ich jetzt en passant auch die Möglichkeit, im Salon mit einem Griff den Motor zu starten. Wozu, wenn es mal pressierte, ich früher immer erst nach draußen sprinten musste.

Aber, die Idee ist nicht meine, so gerne ich sie auch beanspruchen würde. Angestoßen wurde ich (wieder einmal) im Segeln-Forum, und ein schreibender Kollege hat das alles sehr umfangreich und anschaulich beschrieben und bebildert. Siehe HIER.

Der Taster befindet sich direkt an der Eingangstür zum Salon (auf Kellerschiffen auch Niedergang genannt). Ist also sehr fix sowohl von außen, als auch innen vom Innensteuerstand aus zu erreichen – wo es ja eh einen zweiten Gas- und Schalthebel gibt.

2. Eine Fernabfrage der Lichtmaschinen-Temperatur.

Zugegebenermaßen eher eine kleine Verspieltheit. Der Hintergrund ist ebenfalls eine Diskussion im Segeln-Forum, in der es um die Frage ging, welche Temperaturen eine Lichtmaschine unter Höchstlast wohl erreicht und ob die immer mal wieder auftauchende Story von abrauchenden Generatoren einen faktischen Hintergrund hat, oder eher in den Bereich der alternativen Erzählungen gehört.

Also habe ich mir diesen Temperatur-Fühler testo 915i bestellt, den serienmäßigen, flexiblen Fühler gegen diesen längeren getauscht und mir die passende testo-App aufs Handy gezogen. Die Installation ist easy: Den Sensor habe ich an eine frei Gewindebohrung der LiMa geschraubt und sein langes Kabel aus dem Motorraum heraus in die Backbord-Backskiste geführt. Dort wurde es mit dem testo 915i verbunden (einfach einstecken, Anschlusstyp K passt).

Das Teil hat eine große, orange Taste, um per Bluetooth die Verbindung zum Smartphone aufzubauen. Das gute Stück erhielt noch einen schönen Köcher, schräg eingebaut, damit die Erreichbarkeit durch den offene Backkistendeckel seniorengerecht ist – ein kurzer Arm reicht.

Die Verbindung steht sofort und zeigt auf dem Handy unverzüglich die aktuelle Temperatur an, man kann aber auch die Historie grafisch darstellen. Meine allerersten Versuche auf einer einstündigen Testfahrt mit allerdings vollen Akkus – die LiMa hatte es also sehr leicht -, zeigten im Maximum Temperaturen von knapp über 50° C. Dabei wird es sich allerdings wohl in erster Linie um die Umgebungstemperatur im Motorraum gehandelt haben. Über weitere Ergebnisse werde ich berichten, bin selbst gespannt.

Diese Arten von Basteleien sind wahre Erholungsquellen für mich. Sowieso und weil ich in meinem eigenen Rythmus mit individuellen Pausen arbeiten kann. Schleif-, Farb-, GFK- und Gelcoatarbeiten hingegen gebe ich gern ab und bin immer froh um die gute Ausrede, dass mein Lungendoktor Schnappatmung bekommen würde, sollte er mich mit Schleifpapier oder Pinsel in der Hand erwischen. Fast alles im Leben hat Vor- und Nachteile, man muss halt die Medaile von der persönlich richtigen Seite betrachten.

Das „Greate Pier“ im Hafen Stormvogel in Warns mit Blick auf den Johan Friso Kanal

Der mentale Wert einer solchen Arbeitswoche lässt sich sogar noch steigern, wenn man gelegentlich abends im Hafenrestaurant den Liegeplatzkollegen von seinen handwerklich-heroischen Taten berichten kann. Jedes gemeinsame Bier vergrößert den Heldenstatus – eine Art von Schöntrinken der eigenen Geschicklichkeit. Kommt gleich nach Segeln … 🙂

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