Was so los war

Warum sagt mir denn keiner, dass schon September ist?! Hab ich doch total vergessen, vom August zu berichten. Ok, hier kommt, was so los war im August, in Form von vielen Fotos.

Fünfeinhalb Wochen waren Sigrid und ich an Bord – ununterbrochen. Zunächst bei absolutem Scheißwetter, und es gibt keinen Grund, es vornehmer auszudrücken. Regen, Sturm … und von Augusttemperaturen war auch nichts zu merken. Der Regenradar Screenshot rechts sagt eigentlich schon alles und ist fast zwei Wochen lang typisch. Die rote Nadel ist unser Heimathafen, und die Windrichtung ist Südwest. Alles klar?

Wir igeln uns an Bord und im Heimathafen ein. Lesen, daddeln, arbeiten die to do Liste ab … . Wobei, was wir NICHT tun ist viel entscheidender: Rasenmähen, Vorgarten pflegen, Waschmaschinen vollstopfen, Einfahrt und Bürgersteig fegen und Obst & Gemüse ernten. Statt dessen geht’s entspannt und faul zu bei uns. Was zumindest einige der folgenden Fotos beweisen.

Innen und außen auf einem Foto
Der Faulheit Höhepunkt: Mittagsschlaf (meiner Yogagruppe verkaufe ich das als Shavasana …)
Aber auch voller Einsatz im „sanitair gebouw“ (der Kohlefilter in der Entlüftungsleitung des Fäkalientanks wird gewechselt)
Gute und passende Unterhaltung am Abend
Sturmschaden 1: Das 10 Jahre alte Cockpitzelt ist für diese Windstärken mittlerweile zu mürbe
Sturmschaden 2: Sigrid nutzt eine kurze Sommerphase, um die im Starkwind ausgefranste Nationale zu nähen
Ramses, unser Segelmacher, baut uns flugs ein neues Zelt, an das auch das alte Heckfenster passt

Fast zwei Wochen an Bord, ohne abzulegen, mit nur seltenen Regenpausen – und wir sind immer noch verheiratet 🙂 . Aber dann wird es auch Zeit, dass wir vom Hof kommen, und tatsächlich beginnt die Segelphase unseres Daseins. Wir haben einen Plan. Aber der Reihe nach.

Endlich können wir ablegen, die „Flügel ausbreiten“ und trocknen lassen, Richtung Den Oever und Den Helder
An Den Helder vorbei geht es durch das Marsdiep raus auf die Nordsee auf Südkurs

Wir wollen es wissen. In Den Oever angekommen, schleusen wir direkt raus und bleiben im überfüllten Waddenhaven. Am nächsten Morgen sportliches Segeln bei „krachtig wind“ und mitlaufender Tide nach Den Helder. Der Gezeitenkalender drückt uns einen Hafentag aufs Auge, aber dann geht’s mit kräftigem Rückenwind und gegen die kurz vor Hochwasser noch auflaufende Tide raus ins Marsdiep (Gatt zwischen der Südspitze Texels und dem Festland westlich von Den Helder). Wind in die eine Richtung, Strom in die andere, das ergibt ein bisschen Kabbelwasser. Nach einer Stunde sind wir um die Ecke, die Nordsee hat mich wieder, wir können auf Südkurs gehen und alles wird fein und gemütlich. Ziel: IJmuiden.

Sigrids erstes Mal außerhalb der Waddenzee auf der Nordsee (links im Hintergrund: Schottland, unsichtbar aber da)
Die Riesenmarina von IJmuiden, nicht unser Ding
Auf dem Noordzeekanaal zwischen IJmuiden und Amsterdam Wiedersehen mit der „Ocean Majesty“, mit der wir 2017 eine Norwegentour gemacht haben. Siehe HIER. Damals war sie eindeutig in besserem Zustand
Amsterdam. Wir liegen an der Innenseite der Außenpier in der neuen Marina Amsterdam und haben einen wunderbaren Blick auf alles, was da so an uns vorbeischwimmt, von ganz groß bis ganz klein
Inklusive abendlichem Sonnenrot bei endlich gemäßigten Temperaturen (tagsüber ist es unerträglich heiß und feucht)
Und inkl. „Amsterdam bei Nacht“
Nach einem Tag Schwachwindsegeln auf dem Markermeer landen wir in Monnickendam – seit 50 Jahren für mich das zweite Mal (siehe HIER). Es ist unglaublich heiß, stickig und windstill. Wir versuchen das Cockpit so gut es geht gegen die Sonne zu schützen.
Das Beste an Monnickendam ist die örtliche Brauerei und deren Terrasse direkt am Hafen
Am frühen Morgen: good bye Monnickendam

Noch ein Wort zu Monnickendam. Ich war gespannt, ob ich nach 50 Jahren noch irgendwas wiedererkenne – was natürlich völlig naiv war. Schade, aber uns kam das Städtchen geradezu ausgestorben vor. Dass die Einwohner an einem Montag alles abschließen und ganz offenbar in ihren Häusern bleiben, war dann doch überraschend. Für die elendig lange Anfahrt und die Wahnsinnshitze kann Monnickendam nichts, aber uns wird es als Städtchen mit Ladehemmung in Erinnerung bleiben.

Rund Noord-Holland

Damit haben wir „Rund Holland“ geschafft. Nein, Holland, also die Niederlande, kann man nicht umrunden, aber die Provinz Noord-Holland, ganz im Nordwesten, kann man. Siehe den aufgezeichneten Track auf unserem Plotterbildschirm (ganz oben mittig, unter dem „W“ von LOWRANCE erkennt man übrigens noch so eben die Südspitze von Texel und unten den Noordzeekanaal). Stand auch schon lange auf dem Zettel, jetzt haben wir es endlich mal realisiert. Eine schöne Tour. Das Beste: endlich mal wieder Tidennavigation und -kalkulation, die sogar auf den Punkt hinhaute.

Das muss natürlich gefeiert werden. Lecker Essen mit Freunden in unserem Hafenrestaurant in Warns

Das war’s. Lange Wochen – langer Bericht. In wenigen Tagen geht’s für mich wieder zum Boot. Ein paar Tage noch allein segeln, bevor wir dann gemeinsam das Saisonende einläuten und mit dem in unserem Heimathafen traditionellen „Stamppot eeten“ abfeiern.