Zwangs-Vertrauen

Hier in Figeholm beginnt der schwedische Ernst des Lebens: Heckbojen. Als „Holländer“ ist man ja wunderbar stabile Heckpoller gewöhnt, an die man jede Menge Leinen tüddeln kann, um den Kahn auch bei Sturm an seinen Platz zu halten. Sowas kennen die Schweden nicht. Hier läuft das anders.

P1020450 bearb klein15 bis 20 Meter vor dem Steg liegen Bojen mit Stangen oben drauf, die in einer Öse enden. Im Vorbeifahren hängt man dort einen stabilen, fast 1 m langen Bojenhaken mit einer Leine dran ein und konzentriert sich dann auf die weitere Fahrt voraus, damit der Bug nicht vor den Steg donnert. Wenn man Glück hat steht da bereits ein Helfer, hält das Boot in der Spur und schnappt sich die Luv-Vorleine um sie flugs durch die Eisenöse auf dem Steg zu fädeln und an Bord zurückzureichen.

Wenn man kein Glück hat, muss der Steuermann das Schiff auf den Punkt aufstoppen, nach vorn sprinten, mit der Bugleine auf den Steg springen, selbige in die Öse fädeln, zurück an Bord und fix belegen. Dann wieder im Spurt nach achtern und die Strippe dichtknallen, die (hoffentlich) noch P1020451 bearb kleinan der Heckboje hängt. Wenn man bei der Nummer kräftigen Seitenwind hat wird’s sportlich.

So und jetzt hängt Rüm Hart achtern an einer einzigen Leine, die ich über die Backbord-Winch so dicht geholt habe, dass man seiltanzen drauf könnte. Könnte – also theoretisch. Der Konjunktiv ist in diesem Fall Selbstschutz. Mehr gibt es nicht. Die Boje ist unter Wasser gezogen, sie macht sich also visuell vom Acker, dennoch muss ich ihr trauen. Keine andere Chance.

Und dabei kachelt es ordentlich, selbst hier im relativ geschützten Hafen mit bis zu Windstärke 7. Schon den ganzen Tag über (bin gestern Nachmittag angekommen). Heute Nacht wird’s in den Böen noch ein bisschen mehr.

Gute Nacht!