Zwischenruf 6 – das war’s

Das war’s, das war die Geschichte von Rüm Harts Bootswerdung. Es folgt die Geschichte von Rüm Harts Abenteuern. Soll heißen: hier und heute ist nicht Schluss. Es geht weiter. Dennoch geht ein Kapitel zu Ende. Ein Kapitel in diesem Blog, ein Kapitel in unserem Leben. Völlig unmerklich und ohne optischen Bruch fängt aber gleichzeitig ein neues an, in fließendem Übergang. Ich werde berichten von den Fahrten, Törns, Reisen und Erlebnissen mit Rüm Hart.

Es ist Zeit Rückblick zu halten. Eine Reflektion der letzten 10 / 12 Monate unter verschiedenen Aspekten:

Überwältigend waren für Sigrid und mich die Quantität und Qualität der persönlichen Anteilnahmen. Zusprüche, aufmunternde Kommentare und Glückwünsche kamen von Vielen und von überall her. Von Freunden, Verwandten, Bekannten, aus-den-Augen-verlorenen-Bekannten, von völlig Unbekannten, von Seglern und Nicht-Seglern. Hier im Blog, per Mail, durch’s Telefon, auf der Straße, beim Bier und im Vorübergehen. Schriftlich, verbal und nonverbal, zum Beispiel durch die am Abend vor der Erstwasserung noch fix vorbei gebrachte Flasche Sherry oder den beim Maststellen am Ausrüstungskai überreichten Schampus. Es war ein einziges Mitfreuen. Unglaublich! Neben der eigentlichen Freude über und auf das Schiff, waren diese ungeahnten Reaktionen für mich das Herausragendste an der ganzen Rüm Hart Story. Das mag jetzt pathetisch klingen, aber es war und ist real. Real-Pathos.

Die einzige Skepsis die gelegentlich zu spüren war, sehr selten auch ausgesprochen wurde, war die gegenüber der Wahl des Mediums Internet. Die zu spürenden oder geäußerten Vorbehalte hatten sogar zwei Fronten. Zum einen das Internet als ein etwas nebulöses, wenn nicht sogar unseriöses Medium. Zum anderen das Veröffentlichen persönlicher und privater Empfindungen. In Form eines sehr öffentlichen Blogs eine solche Geschichte zu schreiben, sehr persönliche Erlebnisse mit Anderen und mit mir selbst zu schildern, war Einigen nicht geheuer und vor allem ungewohnt. Das hatte man von mir nicht unbedingt erwartet, das entsprach nicht meinem bisher gelieferten Bild.

Zum Internet muss ich mich nicht noch einmal äußern. Das habe ich bereits getan. Nur noch kurz: keine negativen Erfahrungen bislang, aber äußerst interessante Kontakte und Netzwerke.

Kommen wir zum Blog-Inhalt an sich. Ganz sicher sind die eingangs erwähnten Reaktionen unserer Mitmenschen durch die Offenheit gefördert worden, mit der ich die Rüm Hart Geschichte geschrieben habe. Anfangs war es nur das Schreiben, das ich für mich neu entdeckt hatte und das experimentelle Interesse am World Wide Web. Aber bald wurde mir klar, dass ich damit ein Instrument besaß, mit dem ich für unsere Entscheidung werben konnte. Und die Strategie wurde: Transparenz vermeidet Neid und erzeugt Verständnis, Interesse und Mitgefühl. Welch simple Erkenntnis. Der erste Rüm Hart’sche Lehrsatz. Und die freundliche Taktik ist aufgegangen. So viel mitfühlendes Interesse, so viel Zugeneigtheit, ja sogar Mitfiebern, in meinem direkten Umfeld – also von den Menschen die mir persönlich wichtig sind: Familie, Kollegen, Mitarbeiter, Bekannte oder Freunde – hatte ich nie und nimmer erwartet.

Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir den Kaufvertrag unterzeichnet. Was folgte, war eine ungeahnt anstrengende Zeit. Rüm Hart wurde zu einem Projekt, das mich – und nicht nur mich – beansprucht hat. Und ja, auch Vorfreude ist anstrengend. Mit der tollen Tauffeier und der anschließenden Jungfernfahrt löste sich Vieles geradezu explosionsartig auf. Ein Finale furioso.

Nach erfüllter Vorfreude folgt oft das große, schwarze Loch. Na ja, ein bisschen schon. aber auch nicht ganz so dramatisch, wie sich’s jetzt anhört. Unser Schiff liegt seit der Jungfernfahrt, also seit vier Wochen, unberührt im Hafen, und mehr als diese eine Woche Segeln haben wir noch nicht zustande gebracht. Wir sind also noch im Zustand der Gewöhnung, freuen uns auf die kommenden Wochenenden, lernen Rüm Hart erst noch kennen und bedauern schon jetzt, dass die Saison so kurz für uns sein wird. Natürlich sind die letzten 12 Monate rasend schnell vergangen, das ist bekanntlich im Rückblick immer so. Aber der Spannungsbogen zu dem was noch vor uns liegt besteht nach wie vor.

Ich werde weiter bloggen und berichten. Vielleicht nicht mehr ganz so frequent wie bislang. Schließlich liegt die Zeit des Winterlagers vor uns. Aber ich bleibe am Ball. Mitteltochter Lisa hat mit der Rüm Hart Domain zu Weihnachten eine tolle Seite aufgeschlagen, und das Buch ist noch lange nicht zu Ende geschrieben.

Was braucht’s zum Blog-Schreiben? Mein Resümee. Ein bisschen Mut zum Selbstversuch. Lust am Schreiben. Gespür für die Gratwanderung zwischen zuviel und zuwenig Offenheit (man kann / ich musste das üben). Und ohne Zweifel auch einen gewissen Hang zur kontrollierten Selbstdarstellung. Letzteres macht die genannte Gratwanderung nicht unbedingt einfacher. Ein schweres Dilemma.

Zum Schluss: DANKE! an alle. An die Leser, die Mitfieberer, die Neugierigen, die Interessierten, die ins-Gästebuch-Schreiber und an die Kommentierer. Macht weiter so! Bitte!