Na, wie war’s?

Die häufigste Frage der letzten Woche seit ich wieder zuhause bin. Keine Frage, es war der Törn meines Lebens. Das Pathos ist erlaubt, weil die Aussage korrekt ist. Nie war ich länger am Stück von Zuhause weg (6 Monate und 3 Tage – meine weltgereisten Kinder lachen sich schlapp darüber). Und das mit einem – nein nicht mit einem – mit MEINEM Segelschiff, mit Rüm Hart. So einen langen Törn werde ich nicht noch einmal machen wollen und können. Okay, abgeschlossen.

Rüm HartSehr häufig bin ich gefragt worden, warum ich denn mein Boot nicht in der Ostsee lasse, das sei doch was ganz Anderes als das Ijsselmeer. Eine eher launige Antwort darauf gibt es als November Kolumne für die segeln. (Hier geht’s lang 🙂 , oder auf die Zeichnung klicken).

Die ernsthaftere Anwort ist zweiteilig. Zum einen gibt es die nüchternen Fakten wie z. B. die geografische Nähe unseres Wohnortes zu Holland. Aber auch die Vielfalt des niederländischen Reviers mit: pittoresken Kanälen – Binnenseen – Ijsselmeer – Waddenzee – Nordsee, in der Reihenfolge des nautischen Anspruchs. Das findet man sonst nirgends. Zum anderen das Wohlfühlfaktum, die wenig nüchterne, aber schlicht empfundene Bindung an und die innere Nähe zu Holland (ich müsste allerdings dringend noch an meinen Sprachkenntnissen arbeiten 🙁 …). Ein P1020501 bearb kleinseltener Einklang von gefühlter Faktenlage und faktischer Emotionalität 🙂 .

Nicht falsch verstehen, ich mag die Ostsee, und insbesondere Schweden und die Schweden haben es mir angetan, ganz zu schweigen von den tollen Ankerbuchten. Die dänische Südsee und die deutsche Küste bis nach Polen kannte ich auch vorher schon ganz gut. Da gibt es nichts zu meckern. Aber … siehe halt oben.

P1050312 bearb kleinAus heutiger Sicht bin ich sowieso heilfroh, dass das Schiff wieder in Papenburg liegt. Sigrid und ich haben in den letzten vier Wochen – kaum war ich wieder hier – lernen und erfahren müssen, dass es erheblich Wichtigeres gibt als Segeln und Sabbaticals. Eine knappe medizinische Diagnose ist in der Lage, auch einen solchen Törn, ja eigentlich alles, zu relativieren und bedeutungslos werden zu lassen. Zumindest vorübergehend – die Heilungschancen sind den Göttern sei Dank gut. Aber es wäre für mich eine zusätzliche Belastung, läge Rüm Hart noch in Schweden oder so. Jetzt bin ich innerlich frei für Sigrid, der ein paar belastende Wochen bevorstehen (und die das Ganze mittlerweile selbst sehr viel lockerer nimmt).

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So, jetzt wisst Ihr auch, warum hier in den letzten Wochen Funkstille herrschte (ich wurde schon danach gefragt). Nach Schreiben war mir nicht, allein bei der aktuellen Kolumne habe ich mir, um ehrlich zu sein, dieses Mal einen abgebrochen und drei Anläufe gebraucht. Am Ende ist es dann doch noch was geworden.

P1060269 bearb kleinÜbrigens waren die letzten 6 Monate auch für Sigrid – so erzählt sie – ganz neue Erfahrungen. Einerseits das Alleinsein, was zu Beginn gut war, aber ihr zum Schluss auch lang wurde. Das ist nebenbei bemerkt auch gleich eine Teilantwort auf die Frage, warum ich denn um Neptuns Willen das Boot nicht über Winter in Schweden lasse und 2016 eine zweite baltische Saison anhänge. Man muss den Bogen ja nicht überspannen. Andererseits die überraschende Feststellung, welche lieben Menschen aus unserem Dunstkreis mal bei ihr angeklingelt und sich für Kaffee, Wein oder Kinobesuche verabredet, sich gekümmert haben. Da sind so manche alte Verbindungen wieder aufgefrischt und einige aktuelle bestätigt worden.

Euch allen eine schöne Winterzeit und bleibt mir gewogen. Hier wird es in sehr loser Reihenfolge weitergehen. Ich für meinen Teil freu mich auf die nächste Saison in Holland.