Suchkriterien

Tja – die Suche nach einem Schiff … Dass es letztendlich eine Sirius 310 DS wurde, wird dem aufmerksamen Besucher dieser Seite nicht entgangen sein, aber der Weg dorthin war steinig. Nach was für einem Schiff sollte ich denn überhaupt suchen? Zunächst schien mir die Suche nach den Suchkriterien schon schwierig genug. Zum Zeitpunkt der überraschenden Entscheidung für ein Schiff waren wir gerade mit einer Bavaria 37 auf dem Ijsselmeer unterwegs gewesen – 11 Meter. Das war die absolut grenzwertige Größe für uns, eigentlich war der Wunsch meiner impulsgebenden Frau: viiiiel kleiner. Ok, normalerweise wollten wir beide in Zukunft allein unterwegs sein, hin und wieder möchte ich sogar ganz allein unterwegs sein. Manchmal jedoch ist auch Junior mit an Bord, vielleicht sogar eine der Juniorinnen. Oder sogar beide? Hier könnte jetzt passenderweise ein „Gummi-Boot“ ins Spiel kommen. Also Bootsgröße für 1 bis 4, na vielleicht mal 5 völlig ausgewachsene Personen.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Stehhöhe! Wie in jeder nordeuropäischen Norm-Familie überragt mich mein Sohn um Scheitelhöhe, und ich bin laut Perso 1,91. Meter natürlich. So gerade eben habe ich die Töchter noch auf gebührliche Respektlänge halten können, aber wirklich klein ist in unserer Familie keiner – höchstens Muttern. Zu meinen ein-Meter-einundneunzig kommen noch latente Rückenprobleme, die sich z. B. bei einem Einhandtörn 2008 in einer Sailart 24 nach permanenter Kriecherei schmerzlich bemerkbar gemacht hatten.

Als nächstes die Revierfrage. Das war einfach, da kam sowieso erstmal nur Holland und das Ijsselmeer infrage. Wegen der geografischen Nähe. Ich bin in anderthalb Stunden in Lemmer, oder so. Und wenn schon Ijsselmeer, dann auch Wattenmeer. Ich kenne zwar noch nicht viel vom Wattensegeln und Trockenfallen, habe es aber mal auf dem Kat eines Freundes als sehr reizvoll und wunderschön kennengelernt. Das muss man ausbauen. Ergo: variabler Tiefgang!

Überhaupt Kat … ein sehr verführerischer Gedanke. Das zweibeinige Segeln hatte mich gepackt, nachdem ich es zum ersten Mal auf des Freundes Schiff ausprobieren durfte. Danach gab’s noch zwei Chartertörns auf der Ostsee mit 11m-Katamaranen, und spätestens danach war ich diesem Gedanken verfallen.

Über allem aber schwebten mit strengem Blick Debitus und Creditus, die Götter aller Sparkonten. Ok, wir – meine Frau und ich – hatten nun fast 30 Jahre gespart. Dadurch und durch das Erbe der Eltern wäre es uns mit Zusammenkneifen sämtlicher Sitzmuskeln möglich, vielleicht sogar vorsichtig nach einem NEUEN, statt nach einem gebrauchten Boot zu schielen, ohne uns finanziell gänzlich zu entkleiden. Sollten wir wirklich sämtlichen Mut zusammennehmen und die Anlagen kräftig plündern, um das auf dem Neu-Boot-Markt zu suchen, was auf dem Gebraucht-Boot-Markt nicht zu finden war? Nun ja, in den letzten Jahren war die Geldentwicklung nicht gerade Anlass zum Jubeln gewesen, hier und dort hatte uns die Krise sogar ein wenig geschröpft. Da ist man natürlich schon mal geneigt, die eigene Kohle dem Schrumpfungsprozess zu entziehen, sprich: auf den Kopf zu hauen.

Durch diese Überlegungen kam noch ein weiteres Suchkriterium hinzu: die Wertstabilität. An einem gewissen Punkt waren wir wohl soweit und bereit, das Geld für ein neues Schiff auszugeben. Aber wir wollten es (das Geld) nicht auf Dauer verlieren, das heißt, es musste ein Schiff mit eingebauter „Wertgarantie“ sein. Die gibt es offensichtlich. Wenn man mal die Gebrauchtbootanzeigen studiert, findet man durchaus Angebote, die zu ihrem damaligen Neupreis (und mehr) in den Markt geworfen werden.

Gut, soweit hatten wir es:

  • 1 bis 4/5 Erwachsene
  • max. 10 Meter
  • Stehhöhe (nach unserem Maßstab)
  • flexibler Tiefgang zum Wattensegeln und
  • Investsicherheit.

Das, was sich hier so in 3 Minuten wegliest, war ein Prozess voller Diskussionen, unruhiger Nächte und mit deutlichen Umsatzsteigerungen der einschlägigen Zeitschriftenverlage. Nachdem sich aber erstmal die Entscheidung für ein neues Schiff abzeichnete, kam ein weiterer Leidensgenosse ins Spiel: der Postbote, der die ganzen online bestellten Prospekte ins Haus zu schleppen hatte. Der Arme!