Watt??? Cuxhaven???

Dieses Mail – siehe Titelfoto – bekam ich heute vor einer Woche, am späten Montag Abend. Marine Traffic teilt mir mit, dass meine Rüm Hart soeben in Cuxhaven eingetroffen sei … Und als ich verdaddert den weiterhin angebotenen Links folgte, wurde mir auch noch verraten, dass die Reise nach dorthin mit 5,2 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit absolviert wurde. Aha 🙁

Marine Traffic ist ein Ortungsprogramm für Schiffe, und meins ist dort auch gemeldet. Allerdings sollte sich Rüm Hart schön brav im „Winterhafen“ in Woudsend befinden und weiß Gott nicht in Cuxhaven. Wurde mir mein Schiff geklaut? Es war viel zu spät, um die Lage durch einen Anruf beim Hafenmeister klären zu können. Aber per Whatsapp habe ich dann doch noch meine Bitte losgelassen, am frühen Morgen mal kurz aus dem Fenster zu schauen und die Anwesenheit meines Dampferchens zu checken.

Antwort am Dienstagmorgen: alles klar, dein Schiff ist hier, schaukelt vor sich hin und sieht völlig entspannt aus.

Mir war ja schon klar, dass es sich nur um einen Fehler im System handeln konnte. Aber dennoch ist so eine Meldung gut geeignet, den Adrenalinspiegel mal ein bisschen auf Trab zu bringen.

Zum Schluss und aus gegebenem Anlass meine Bitte an alle die hier mitlesen: Bleibt so gut es eure Situation zulässt zuhause. Verkneift euch Fahrten zum Boot, vor allem wenn es weiter weg oder in Nachbarländern wie NL liegt. Schränkt überhaupt eure Mobilität ein, Angela Merkel hat in ihrer eindringlichen und ungewöhnlichen Rede ans Volk nicht umsonst darum gebeten. Jede Fahrt, jede Reise ist eine gute Mitfahrgelegenheit für einen blinden Passagier: Corona. Am Zielort und unterwegs fasst ihr Türklinken, Wasserhähne, Klodeckel und was weiß ich noch alles an. Euch kommen unausweichlich Menschen entgegen und husten oder niesen euch prompt an, z. B. auf schmalen Stegen. Und dann fahrt ihr wieder nach Hause …

Beispiel Holland: Der IC Berlin – Amsterdam fährt seit letzter Woche nur noch bis zur Grenze (Bad Bentheim) und dann zurück nach Berlin. Die grenznahen Landkreise haben A. Merkel dringend gebeten, in Absprache mit dem niederländischen MP Mark Rutte den Grenzverkehr einzuschränken. An den holländischen Autobahnen – so wird mir berichtet – stehen Schilder mit der Aufforderung zuhause zu bleiben. Fast alle Marinas in NL haben Mails an ihre Liegeplatzinhaber geschrieben. Tenor: kommt nicht her. Die Krankenhäuser in Holland arbeiten am Limit.

Und dennoch bringen es einige deutsche Segler fertig, ungerührt nach Warns, Enkhuizen, Lemmer oder Urk zu fahren, um nach ihren Schätzchen zu sehen, oder einfach nur, um sich einen schönen Tag zu machen.

Bei allem Verständnis, lasst das bitte sein.

Sigrid und ich verkneifen es uns auch, so sehr schwer uns das auch fällt. Es kommen auch wieder bessere Zeiten, umso schneller, je mehr wir jetzt mal in der Lage sind, die Arschbacken zusammen zu kneifen und Disziplin zu zeigen.

Dankeschön!