Bruzzel-Törn

Vor lauter AIS-Nachhilfe hab ich vergessen von einem wahren Bruzzel-Törn zu erzählen. Bruzzel-Törn? Heiß! Sonnenqualen! Es hat mich halt gebruzzelt wie in der Mikrowelle. Nur für den Fall, dass ich’s noch nicht erwähnt habe: ich bin kein Sonnenfan, viel eher ein Schattengewächs. Dennoch war’s schön.

Die Rede ist von einem Kurztripp in der vorletzten Woche. Dienstag mit dem Auto nach Warns, Mittwoch mit der ersten Brücken- und Schleusenöffnung raus auf’s IJsselmeer. Viel los hier draußen, und alle wollen offenbar nach Enkhuizen. Ich auch, aber an der NW-Spitze von Vrouwezand wird mir klar, dass ich eigentlich die Ruhe suche. Ich biege ab auf Medemblik. Herrliches Segeln, zwar mit ein bisschen viel Sonne (s.o.), aber so früh morgens kann man es noch gut aushalten.

Medemblik 1

Ich hab Riesenglück, an meinem Lieblingsplatz an der Kaimauer unterhalb der Burg ist alles besetzt, aber just als ich um die Ecke biege, legt eine Lemsteraak ab und macht für mich frei. Zack, rein in die Lücke. Toll! Ich freu mich. Das Sonnensegel hoch und ich hab Schatten im Cockpit.

Medemblik 2 (Suchbild – wer findet Rüm Hart?)

Dieser Platz ist einer meiner Favoriten in NL. Man liegt im Grünen, es ist relativ ruhig und hat einen schönen Blick auf die Hafeneinfahrt. Toiletten und Duschen sind um die Ecke, es gibt ein kleines Bistro und eben dort morgens frische Brötchen. Was will man mehr.

Medemblik 3

Donnerstag. Ich bin früh auf den Beinen und lege um 9 Uhr ab. Null Wind, es wird eine Motorfahrt nach Lemmer, südlich an de Kreupel vorbei (siehe auch den letzten Eintrag). Segeln hätte jedenfalls keinen Sinn, es sei denn ich wollte die nächsten 24 Std. auf dem IJsselmeer rumdümpeln. Will ich nicht.

sieht fertig aus: der neue Windpark vor Lemmer

Und –  Donnerschlag – wieder Glück. Am Längssteiger an Backbord direkt vor der alten Schleuse von Lemmer ist eine Lücke frei, in die Rüm Hart haarscharf reinpassen müsste. Mein Anlegemanöver ist ne Wucht, aber kein Schwein guckt zu (nur wenn’s mal daneben geht, dann grinsen sie alle). Vor- und Achterleine sind fest, der Diesel läuft noch, ich schau mich stolz um – und direkt in das Antlitz einer wahren Hafenmeister-Amazone. Was ich denn wohl hier will, fragt sie mich mit drohendem Ausrufezeichen im Gesicht. Äh … parken. Nein nein, so ginge das nicht, da müsste ich schon ganz in ihren langen Hafen reinfahren und eine Box nehmen, hier vorne könne nicht einfach so jeder festmachen. Aha.

im Päckchen in Lemmer

Hm … das gefällt mir nicht. Also schleuse ich rein in die Stadt und fahre in den Kanal. Alles voll, Hauptsaison. Fast ganz hinten sehe ich eine Motoryacht, an die ich längsseits gehe. Der Skipper sitzt auf seinem Sonnendeck, reagiert sehr brummig und hat es noch nicht einmal nötig, meine Leinen anzunehmen. Unverschämt, aber der kann mich mal. Ich kletter über seinen Dampfer an Land, geh Kaffee trinken und lecker Eis essen und schaue mir das dichte Treiben an. Hat was. Einmal im Jahr kann man Lemmer „machen“.

Mückennetz (in Schweden – DEM Mückenland – nie genutzt, aber jetzt)

Freitag. Motorfahrt über Frieslands Kanäle bis nach Heeg. Ich mag das. Beinahe kann man die Kühe streicheln, die dicht am Kanalufer grasen. Ab Heeg erwische ich eine leichte Nordnordost-Brise, rolle meinen Code-0 aus und kann das Heeger Meer bis kurz hinter Galamadammen segeln. Langsam und entspannend. Nachmittags bin ich wieder im Heimathafen in Warns, abends sitze ich mit den Kumpels am Stammtisch. Morgen Vormittag geht’s nach Hause zu Sigrid.

immer wieder schön: Nachtstimmung im Kanal von Lemmer

Fazit: Viel motort, wenig gesegelt. Viel Sonne, wenig von der to do Liste abgearbeitet. Viel Ruhe, wenig seglerischer Anspruch. Wie gesagt, schön war’s.

Übrigens: unter „Basteleien“ im Hauptmenü oben hat sich mittlerweile so einiges angesammelt.