Herrenbesuch

Die langjährigen Ostseesegler erzählen ja so manches Mal von Behördenbesuch an Bord. Ich hatte es weder auf früheren Chartertörns noch während der letzten 2.200 Seemeilen erlebt. Ich konnte nicht mitreden. Bis heute.

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Auf dem Weg von Sønderborg nach Søby erwischt es mich an der Südecke der Insel Als. Was sich von achtern nähert, halte ich zunächst mal für ein Schlauchboot der dänischen Rettungsgesellschaft. Die 4 Herren nähern sich bis auf 10 m, rufen mir „dänischer Zoll“ zu und fragen höflich auf Deutsch, ob sie näher und an Bord kommen dürfen. Dürfen sie.

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Ich frage, ob ich aufstoppen soll. Nö, wär nicht nötig. Also behalte ich meine 5 Knoten bei und 2 Beamte steigen über. Stellen sich vor, Händeschütteln, wo ich her käme und ob ich wirklich allein unterwegs sei. Dann wollen sie wissen, welches Land ich als letztes besucht hätte und ob ich ’starken Alkohol‘ oder Zigaretten an Bord hätte.

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Zigaretten null, sag ich, und sonst nur geringe Mengen Wein und Bier und die gingen stark zu Neige, deswegen sei ich ja auch auf dem Weg nach Hause. Beide lachen laut, und damit ist alles Formelle auf einmal und schlagartig erledigt. Jetzt sind sie keine Zollbeamten mehr, sondern normale Kerle, die Spaß am Spaß haben. Also scheinbar, in Wirklichkeit werden sie wohl noch ein aufmerksames Auge haben.

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Einer der beiden wirft vom Cockpit aus einen kurzen Blick in den Salon, möchte noch die exakte Position wissen, die ich ihm in ein Formular eintrage. Dazu Bootsname und meinen und das war’s. Das Gummiboot kommt wieder näher, beide klopfen mir auf die Schulter, klettern wieder zurück, wünschen eine gute Fahrt, winken freundlich und düsen zurück zu ihrem Mutterschiff, das die ganze Zeit in der Nähe geblieben ist.

Nette Kerle. Um ein Haar hätte ich ihnen einen Genever angeboten.