NOK – ich hab’s versprochen

Wobei, der Nord-Ostsee-Kanal heißt offiziel gar nicht so, sondern international angepasst: Kiel Kanal. Er geht von Brunsbüttel in der Unterelbe bis nach Kiel – oder umgekehrt. 98 Kilometer. Wir, Ole und ich, kommen die Elbe hoch. Am Dienstag letzter Woche um genau zu sein. Mit der einlaufenden Tide sind wir nachmittags in Cuxhaven los und stehen um kurz nach 19 Uhr vor der Schleuse in Brunsbüttel. In den Karten ist ein Wartebereich für Sportboote südöstlich der Schleusenanlage ausgewiesen, und tatsächlich dümpeln da schon zwei Boote rum und versuchen ihre Schiffe gegen den Strom auf der Stelle zu halten.

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Das Foto zeigt diese Situation (draufklicken zum Vergrößern). In der Mitte der „Leitstand“ mit dem Licht-Signalmast drauf. Nur wenn ein unterbrochenes weißes Lichtsignal gezeigt wird dürfen Sportboote in den Vorhafen der eigentlichen Schleusen einlaufen. Das kann auch schon mal ne Stunde dauern. Wir haben Glück und müssen nur 10 Minuten warten.

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Wir bekommen die linke der beiden alten Schleusen zugewiesen, und es liegt schon ein Dicker drin. Über die Lautsprecher kommt die Anweisung an ihm vorbei ganz bis nach vorn durchzufahren. Gott sei Dank hat die Bente ihre Schraube nicht laufen. wir haben also ruhiges Wasser in der Schleusenkammer und ziehen knapp an ihr vorbei – beinahe hätten wir sie versenkt – bis nach vorn.

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P1000129 bearb kleinDas Anlegen und vor allem das Festmachen ist nicht einfach. Die Fender müssen tief hängen, das wusste ich vorher. Noch besser ist, sie hängen gar nicht mehr, sondern schwimmen. Denn die Stege, an denen die Kleinen festmachen müssen, sind eigentlich gar keine, sondern so’ne Art Fender für die großen Pötte. Für uns hat man sie mit Gitterrosten oder Gummimatten belegt und für die Festmacherleinen Ringe darauf angebracht. In unserer Schleuse gibt es aber auch noch in die Wand eingelassene Poller. Da kann man die Strippen drüber werfen.

Ole übernimmt den Springer-Job – ich bin ihm ewig dankbar. Die Vorderkanten der schwimmenden „Stege“ sind auch noch rund, so dass unsere Fender ständig dran hochrollen wollen. Vor uns liegt eine Motoryacht mit sehr kleinen Fendern. Viel besser!

Die Nacht verbringen wir im kleinen Hafen direkt Backbord hinter der Schleusenanlage. Prima Platz! Man hat schöne Aussicht auf die Frachter und Tanker. Am nächsten Morgen nehmen wir dann endlich den Kanal unter die Kiele. Erstaunlich wenig los, ich hatte aus den Schilderungen in den Foren auf wesentlich mehr geschlossen. Auch die gefährlichen Sogwirkungen entgegenkommender oder überholender Groß-Kollegen erleben wir nicht ein einziges Mal. Alles völlig easy.

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Mein Plan ist, dass wir in Rendsburg Pause machen, tanken und übernachten. Ole schlägt vor, bis Kiel durchzuziehen. Okay, aber tanken müssen wir kurz hinter Rendsburg. Kurz vor 18 Uhr erreichen wir den Wartebereich vor der NOK-Schleuse in Kiel. 20 Minuten Wartezeit, dannP1010759 bearb klein dürfen wir rein. Auch hier das gleich Spiel: Fender gaaaanz tief, und die jüngsten und sportlichsten Crewmitglieder hüpfen überall von den Booten. Zwei Unterschiede zu Brunsbüttel aber gibt es: keine Poller in den Wänden (man muss die blöden Ringe benutzen) und „darf“ auch noch klettern. Nämlich die Leiter hoch zum Bezahlautomaten. 12,- € kostet die Passage des Kanals für uns. Kein Vergleich zu den Tausendern, die die Großen zahlen müssen.

Ganz ehrlich: der NOK ist für Sportboote eine Zumutung. Naja, der Kanal selbst sicher nicht, aber die Schleusenanlagen am Anfang und Ende. Wie die von einer – sagen wir – älteren Zwei-Personen-Crew bewältigt werden sollen, die möglicherweise auch noch ein relativ hochbordiges Schiff haben, ist mir ein Rätsel. Von einem Einhand-Skipper wollen wir mal gar nicht reden. Der Kanal selbst zieht sich. Ein bisschen mehr Verkehr hätte das Ganze sicher interessanter gemacht. So wartet man auf „Höhepunkte“ wie zum Beispiel die Schwebefähre in Rendsburg.

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Bis hierher (Kieler Förde) war die Reise bei weitem nicht so spektakulär, wie mir das vereinzelt für April vorhergesagt wurde. Am aufregensten waren noch die Starkwindtage auf Norderney, aber da bleibt man natürlich schön in Deckung. Und lang waren die Etappen auch, ständig über 60 Seemeilen, das ist (in Kombination mit der Welle auf der Nordsee) für mich anstrengend, ja – aber nicht gefährlich. Vielleicht liegt’s auch am Schiff und nicht am Skipper …

Was Aktuelles als Nachtrag zum Eintrag von Vorgestern: Ich war heute bei Bukh in Bremen, und die Heizung läuft wieder. Morgen früh breche ich auf.

ENDLICH!

Da gibt’s doch, sozusagen zum Abschied und als ästhetischen Ausgleich, einen Blick in den Abend- und Nachthimmel von meinem Liegeplatz aus. Tschüß Mönkeberg. Ruhig hier, guter Liegeplatz und nette Clubmitglieder.

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