Finnland

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Das war ein Tag! Er fängt schon morgens an ein Tag mit „!“ zu sein. Routinemäßig schaue ich auf meine Wasser- und Dieselvorräte und denke mich tritt nen Pferd. Wasser gefallen von 88 % gestern auf 42 % heute. Diesel – jetzt kommt’s – noch 5 % im Tank!!!. Gestern waren es noch 46! Bei 120 Ltr. Dieseltankvolumen wären das über 50 Ltr. die ich gestern verbraucht hätte. Nun war die Strecke bis Kökar überwiegend ein Dieseltörn. Aber solch einen Verbrauch hatte ich noch nie. Und Wasser verbrauche ich so ca. 10 – 15 % meines Tankvolumens (170 Ltr.) pro Tag.

Klar, da kann was nicht stimmen. Dass diese Anzeigen nicht gerade sehr genau sind weiß ich. Nur komme ich nicht umhin auf Nummer Sicher zu gehen. Am Ende meiner Ankerbucht gibt es einen kleinen Hafen samt Diesel-Zapfsäule. Anker auf und hin. Schließlich passen nur 65 neue Liter in meinen Tank. Das passt schon eher zu meinem Dieselverbrauch pro Std. Und auf einmal zeigen beide Tankuhren wieder normale Werte. Ich vermute, dass das was mit der Batteriespannung nach einer Ankernacht zu tun hat. Werd mal Sirius fragen.

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Viel zu spät bin ich schließlich unterwegs. Die Sonne steht schon hoch, und dabei wollte ich eigentlich die kühlen Morgenstunden nutzen. Sonne ist ja nun überhaupt nicht mein Ding. Das ist der Nachteil beim Segeln: draußen im Cockpit bin ich ihr erbarmungslos ausgeliefert, drinnen ist es warm und wird am frühen Nachmittag regelrecht heiß. Alle zwei Stunden schmiere ich mir diese klebrige Sonnenschutzcreme ins Gesicht und auf die Arme. Komme mir vor wie’n Fliegenfänger, der an sich selbst klebt. Und der Hugo da oben knallt seine Energie runter als ob es kein Morgen gäbe.

Das Ganze bei schwachem Wind. Ich setze zwar die Segel, lasse aber den Diesel mitlaufen, um eine Geschwindigkeit von rund 5 Knoten halten zu können. Erstens habe ich ein Ziel und zweitens brauche ich dringend frischen Fahrtwind.

Irgendwann meine ich, dass es an der Zeit sei, die finnische Gastlandflagge zu setzen. Ich bin in Finnland. Mein viertes Ausland auf dieser Reise – wenn man die Åland Inseln mal mitzählt. Recht wäre es ihnen glaube ich.

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Die Landschaft ändert sich. Heute Vormittag war es noch eine sehr weite, flache Schärenlandschaft (2. Foto von oben). Fast wie offene See. Jetzt in Finnland wird es wieder enger. Die Schäreninseln sind stark bewaldet und werden immer höher, fast schon gebirgig – aus der Sicht eines Emsländers.

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Der Tag endet in der Marina Airiso auf Stormälön, die Maschine hat wieder mal rund 9 Stunden gelaufen, ich bin gar gekocht, hab eine Gesichtsfarbe wie’n Indianer (die Sonnencremereste im Gesicht ergäben sogar ne passable Kriegsbemalung) und bin einfach nur platt und habe heftige Kopfschmerzen. 46 Seemeilen in einer Microwelle.

Zu „meiner“ Marina gehört nicht nur das unvermeidbare Saunahaus (das fehlte mir jetzt noch …), sondern auch ein Strand. Ich höre es ganz deutlich: es zischt, als ich in die Ostsee steige. Danach ne Dusche, eine schnelle Dose Reiseintopf und zwei Bier. Es geht wieder.

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Auf der Karte sieht man wo ich bin (rote Nadel) und wo ich morgen hin will (Turku, blaue Nadel). Ganz unten, etwas links aus der Mitte übrigens die Insel Kökar, von der bin ich heute gekommen.

Noch rund 15 bis 20 Seemeilen bis Turku. Dann habe ich meinen östlichsten Punkt erreicht.

Muss ja wieder was zu feiern haben …