Hej …

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… ist dänisch und heißt Hallo. Nicht dass ich darüber hinaus noch sehr viel mehr zusammen brächte, aber ich bin da. In Dänemark. Seit Dienstag. Um 17:38 habe ich meinen Fuß auf einen dänischen Holzsteg gesetzt. In Gedser. Das liegt ungefähr gegenüber Rostock-Warnemünde am südlichen Zipfel von Falster, einer der großen dänischen Inseln. Die Überfahrt wurde zunehmend ruppiger. Dabei war weniger der Wind das Problem (bis 5 Bft.), sondern eher der Seegang, der von Westen reinrollte.

Die Begrüßung war angenehm. Der Hafenmeister hat mich gleich mal kostenlos liegen lassen, weil sein Bezahlautomat auf einmal Karten aller Art verweigerte, ich noch keine dänischen Kronen in der Tasche hatte und weil er diese „blöden Automaten“ überhaupt und sowieso am liebsten mit dem großen Hammer „reparieren“ würde.

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Am nächsten Morgen weiter in den Guldborg Sund, die wunderschöne, fjord- und flussartige Wasserlandschaft zwischen Lolland und Falster. Sehr flach, nur eine teilweise sehr schmale Rinne wird auf ca. 2 m Tiefe gehalten. An manchen Stellen hatte ich aber auch nur 1,8 m auf dem Lot stehen. Kein Problem, Rüm Hart geht 1,25 m, na sagen wir besser 1,3 m tief. Der Proviant trägt etwas auf und ich bin ja auch noch da. Über-Nacht-Station in Nyköbing, auf halber Strecke. Hier zieht’s mich zum ersten Mal in die Stadt. Nicht schlecht, richtig was los. Setze mich in ein Straßencafé, genieße den Windschatten und die wärmende Sonne. So könnte ich stundenlang sitzen bleiben und Leute beobachten.

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Ich komme so allmählich ins Trödeln, am Donnerstag zum Beispiel nur bis Guldborg, der namensgebenden Stadt am nördlichen Ausgang des Sunds. Gerade mal 11 Seemeilen bei strömendem Regen, aber Eine Fjord-Landschaft vom Feinsten. Ich lande in einem kleinen Hafen direkt vor der nördlichen Sundbrücke.

Übrigens, diese Entwicklung war ja zu erwarten: in Gedser kam ich ja noch mit Deutsch klar, in Nyköbing schon mehr mit Englisch, das in Guldborg obligatorisch ist.

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Die letzten beiden Tagesstrecken im Sund waren Motorentage. Heute endlich mal wieder ein Segeltag. Mir macht allerdings eine Gewitterfront Sorgen, die ich zuerst hinter mir und später neben mir habe. Aber das Wetter kommt von Westen und es wird ein richtig schöner Tag. Am späten Nachmittag ist der Himmel unbewölkt blau. Der Wind scheint direkt vom Nordpol zu kommen – rattenkalt! Die volle Segelmontour ist angesagt, und ich bin heilfroh, dass ich an dieser Stelle kurz vor dem Törn noch investiert habe. Mit meinem Sommeranzug hätte ich mir was abgefroren.

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Gelandet bin ich heute Nachmittag in Dyvig, einem klitzekleinen Hafen auf der kleinen Insel Fejö. Und – man glaubt es nicht – der Hafen ist voll. Alle anderen waren bislang leer, vielleicht zu 10 % belegt. Hier gibt es keinen Platz. Ich wende und hätte mich an eine Bavaria ins Päckchen gelegt, als mir zwei Dänen was auf Englisch rüberrufen und mich heranwinken. Prompt machen die beiden ein Boot los, und einer fährt es raus an die Steganlage draußen vor dem Hafen. Der andere nimmt meine Leinen an. Er hat leichte Gleichgewichtsprobleme und ich Schiss, dass er mir von der Mole plumpst. Der Grund sind ganz offensichtlich die leeren Bierflaschen, die beim Hafenkran so auf dem Asphalt herumstehen. Als Dank rücke ich ein Sixpack Grolsch raus. Er strahlt über alle vier Backen: Oohh … thank you very much. And if you need any help … you can have anything you want … Na also.

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Zehn Minuten später sind die beiden auf ihrem eigenen Schiff. Es haben sich noch vier Kumpel dazugesellt, jeder bekommt eine Dose und auf einmal dröhnt es über den kleinen Hafen zu mir rüber: Skål! Ich winke, hebe meinen Kaffeebecher und wir freuen uns gemeinsam. Ich dachte immer Skål sei schwedisch. Scheint skandinavisch zu sein.

Eigentlich ist Dyvig die falsche Richtung für mich, weil wieder westlich, ich will ja nach Osten. Ist aber nur ein kleiner Abstecher, morgen gibt es Westwind, da geht’s wieder nach Osten. Solange ich an deutschen Küsten unterwegs war, habe ich immer nur weiter gewollt; die Zwangspause in Kiel war eine Nervenprobe. Hier reichen mir auch kurze Tagesstrecken und es entwickeln sich Pläne. Ein erstes Ziel ist nun Ystad, die „Krimistadt“ an Schwedens Südküste. Mal sehen wie ich da hin komme. Man wird es hier lesen können.

Hej hej (= Tschüß, Dänisch ist sooo einfach )

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