Warns

Darf ich vorstellen: Warns! Ein kleines Dörfchen in Friesland mit ca. 800 Einwohnern und geschätzt doppelt so vielen Sportboot-Liegeplätzen im Angebot. Minus einen. Der ist nämlich jetzt vorübergehend-dauerhaft mit Rüm Hart belegt. Heißt: wir haben einen neuen Heimathafen!

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Wie kommt’s? Naja, sagen wir’s mal so, es gibt drei Gründe: Unsere Kommunikationslust, unsere Wetterfühligkeit und unsere Anhänglichkeit am Geld. Am eigenen Geld.

Der Reihe nach. Was uns in der alten Marina in Stavoren immer mehr gestört hat, waren unsere weitestgehend ergebnislosen Versuche Kontakte zu näheren oder weiteren Liegeplatznachbarn zu bekommen. Einzig zu Edith und Jürgen baute sich eine Stegbekanntschaft auf. Alle anderen verweigerten sich standhaft unseren Versuchen anzubandeln. Wahrscheinlich ist die Außenmarina von Stavoren zu riesig, und offensichtlich gibt es doch diesen Automatismus groß = anonym.

Außerdem bekommt man das Wetter dort sehr unmittelbar um die Ohren gehauen. Kein Wunder, schließlich heißt die Außenmarina nicht umsonst so, denn sie wurde Stavoren vorgelagert ins Ijsselmeer hinein gebaut. Bei sehr typischen Westwindlagen völlig ohne Wetterschutz. Nun ist segeln bei Windstärke 6 oder 7 kein Problem und macht durchaus Spaß. Hafenmanöver jedoch bei gleichen Bedingungen lässt man dann schon mal sein. Das heißt, man legt gar nicht erst ab und verbringt halt ein schönes Wochenende im schaukelnden Ferienhäuschen.

DSC01697Also ergab es sich zu jener Zeit, in diesem Sommer nämlich, dass ich Kontakte zu anderen Seglern bekam, die genau diese Gründe schon vor Jahren nach Warns vertrieben hatten. Wir schauten uns den Hafen mal unverbindlich an, lernten den Hafenmeister und gleichzeitigen Besitzer Han kennen und bekamen sofort ein Beispiel niederländischer Geschäftstüchtigkeit geliefert. Han erkannte schnell und zunächst unsere seelische Notlage und dann – vielleicht auch genau anders herum – die Gunst seiner Stunde. Sein Angebot: „kommt rüber mit eurem Schiff, den Rest der Saison liegt ihr bei mir kostenlos. Erst ab dem Winterlager bekommt ihr von mir eine Rechnung“. Damit hatte er uns, und als ich mir von ihm dann noch die für 2013 zu erwartenden Kosten vorrechnen ließ und schlagartig einen erheblichen Preisunterschied zu unseren Gunsten feststellte, war die Entscheidung gefallen. So kam es, dass wir unseren Urlaubstörn nicht in Stavoren, sondern in Warns beendeten.

warns google maps 2Allerdings muss man auch einen Nachteil erwähnen. Warns liegt etwa 15 Netto-Bootsminuten von Stavoren über den Johan Friso Kanal landeinwärts entfernt (siehe Google-Foto links). Brutto sind es gern mal eine Stunde länger, wenn man nämlich die Schleusen-Stoßzeiten in Stavoren mit einkalkuliert. Dort bildet sich am Wochenende, vor allem in der Hochsaison, eine lange Warteschlange, und es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich geduldig einzureihen. Allerdings kann man typische Stoßzeiten vermeiden, und außerdem wird just in diesen Monaten eine zweite Schleuse zur Entlastung der alten direkt daneben gebaut.

P1060462So liegen wir also jetzt in einer kleinen, fast schon ländlichen Idylle. Mit Hofhund und Hühnern, mit Grün drumherum, mit einer sehr einladenden Hafenkneipe samt brauchbarer Speisekarte und Terrasse direkt am Johan Friso Kanal. Und mit Stegnachbarn, die dir schon ‚Guten Morgen!‘ zurufen, kaum dass du den Kopf testweise und noch verschlafen aus dem Niedergang steckst. Tatsächlich haben wir noch am Tag unserer ersten Ankunft mehr Klönschnacks auf dem Steg gehabt, als in Stavoren in der ganzen Saison.

So soll es sein. Und bleiben. Hoffentlich.
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P.S.: an dieser Stelle ein dickes Lob und ein großes Dankeschön an das Hafenmeister-Team von Stavoren. Sehr nett, sehr freundlich, sehr hilfsbereit!