Die allerletzte Etappe

… beginnt mit einem oppulenten Brötchen-Frühstück (Bord-Standard: Müsli), mit Eiern und Kaffee bzw. Tee. Ole und ich, wir lassen uns Zeit. 40 km haben wir noch ungefähr vor uns, inkl. ein paar Schleusen.

An der vorletzten, der Schleuse Herbrum, ist um 14 Uhr Hochwasser. Vorher müssen wir auch nicht dort sein, denn mit einsetzendem Ebbstrom wird die Reise angenehmer und flotter. Von dort ist es noch rund eine Stunde bis zur Seeschleuse in Papenburg, die ich plane so gegen 15 Uhr zu erreichen. Ich rufe dort an und werde gleich mal eingenordert. Nix 15 Uhr, so geht das hier nicht. Um 16 Uhr ist die nächste Sportbootschleusung, ihr müsst draußen warten. Seufz.

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Bekanntlich ist das Erste, was über Bord fliegt, die Törnplanung. Vor den Schleusen gibt es Stau und Wartezeiten. Schleusenkammern sind wegen Reparaturbedarfs außer Betrieb und die gebeutelten Binnenschiffer müssen Geduld haben. Wir auch, aber nicht ganz soooo schlimm, denn die Schleusenmeister lassen uns mit nicht ganz so riesigen Kümos gemeinsam in die Kammern.

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Durch die Warterei vergeht viel Zeit, und um viertel nach drei geht für uns in Herbrum endlich das Schleusentor auf. Ich rufe noch einmal die Seeschleuse in Papenburg an und kündige unsere – Sorry – Verspätung an. Beinahe rechne ich damit, die Nacht vor der Schleuse verbringen zu dürfen, aber nein, der nette Meister aller Bedienknöpfe ist uns wohlgesonnen und verspricht, zu warten.

Das klappt auch prima. Kaum biegen wir hinter der Meyer Werft um die Ecke, geht das Riesentor auf. Rein, festmachen, bezahlen (4,- €) und 7 Minuten später geht’s wieder weiter.

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Jetzt nur noch ein einziges Hindernis: die Eisenbahn- und Straßenbrücke am Turmkanal von Papenburg. Ole ruft die bekannte Handynummer an und wird sehr unfreundlich abgekanzelt. Da hätten wir uns man eher melden müssen, vor viertel nach fünf werden die Brücken nicht geöffent. Eine dreiviertel Stunde treiben und kreisen wir vor der letzten Barriere herum. Mehrfach beobachten wir Pausen von 10 oder mehr Minuten im Zugverkehr, in denen eine Öffnung ohne Zusammenbruch des bundesdeutschen Bahnwesens ganz sicher möglich gewesen wäre. Sigrid steht schon lange am vorgesehen Liegeplatz und wartet sich die Beine in den Bauch.

17:18. Endlich bewegt sich was. Um 17:30 Uhr, am 13. Oktober 2015 ist eine lange Reise zuende.

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Schnell die wichtigsten Klamotten zusammen mit dem Kühlschrankinhalt ins Auto schmeißen und ab nach Hause. Der kalte Wind treibt mir eine Träne ins Auge, als ich Rüm Hart einen letzten Klapps gebe und ganz ganz leise DANKE sage.